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Berufsbildung in Telangana, Indien

Aktualisiert: 10. Juni




Text: Bruno Jehle, Gründer von kalpas



Seit 40 Jahren setzt sich Kalpas und die verbundenen Organisationen für Bildung, medizinische Versorgung und landwirtschaftliche Projekte für die ärmsten in Indien ein. Ziel ist eine nachhaltige unterstützung und selbsttragende Organsiationen.

Bruno Jehle, Gründer von kalpas


Ein duales Bildungssystem

In deutschsprachigen Ländern ist die duale Berufsbildung eine Selbstverständlichkeit. Dem ist in den meisten übrigen Ländern nicht so, die theoretische Ausbildung geniesst dort ein höheres Ansehen als das Lernen in der Praxis. Entsprechende Tendenzen verstärken sich auch in der Schweiz, Modellrechnungen wird heute mehr Bedeutung zugewiesen als praktischer Erfahrung. 


Verbesserung der Lebensbedingungen

Seit mehr als vierzig Jahren engagiere ich mich freiwillig und unbezahlt in Südindien für die verarmte Landbevölkerung.

Mitte der Achtzigerjahre hatten einige junge Inder und Schweizer den «Rural India Self Development Trust» gegründet, eine Initiative zur Verbesserung der Lebensbedingungen der verarmten Bevölkerung in abgelegenen Regionen. Dies kann nur auf der Grundlage von Gesundheit und Bildung erfolgen. So hatten wir gemeinsam, unter lokalem Management, Spitäler und Schulen gegründet und manches für ein besseres Verständnis zwischen den Kulturen getan. 2010 organisierten wir eine Vortragsreise durch die grossen Zentren Indiens zum Thema «duale Berufsbildung» mit Rudolf Strahm, welche ein grosses Echo auslöste.


Königsweg: theoretische Bildung

In der Zwischenzeit hat sich in Indien schon vieles verändert, aber etwas ist geblieben: Die theoretische Bildung ist der Königsweg; wer es nicht schafft, durch die harten Prüfungen an die Universität zu gelangen, ist abgeschrieben. Praktische Arbeit gilt als Makel. Aus der Geschichte lässt sich das nur zum Teil begründen. «Gurukul» steht für ein Bildungssystem im alten Indien, bei welchem Schüler in der Nähe oder im selben Haus wie der Meister (Guru) lebten, wo sie in praktischen und theoretischen Belangen unterrichtet wurden und ihn in seinen täglichen Arbeiten unterstützten. Auf diesem Weg lernten die Schüler neben den handwerklichen Fähigkeiten auch Selbstdisziplin, Höflichkeit, Humanismus und Spiritualität. Die Verbindung einer Ethik mit der Berufsausübung war durch Zünfte auch im Mittelalter in Europa die Regel. In Indien war dies durch das Kastenwesen viel ausgeprägter. Bei beiden Kulturen war die Berufsausübung identitätsbildend und mit spezifischen Rechten und Pflichten verbunden.

Durch die Kolonialisierung der Engländer wurden solche Werte in Indien nebensächlich, wichtiger war eine effiziente Verwaltung und die Ausbeutung lokaler Ressourcen. Mit Erlangen der Unabhängigkeit wurde eine grosse Chance verpasst, eine Stelle im ausufernden Verwaltungssystem blieb das begehrteste Ziel, dicht gefolgt von einer Anstellung bei einem internationalen Multi. Unter diesen Voraussetzungen konnte Tradition nicht sich mit Innovation verbinden.

Als neue Herausforderung wird sich auch in Indien die rasche Verbreitung der künstlichen Intelligenz erweisen. Diese Technologie ist in all den Bereichen, in denen es darum geht, mit theoretischer Bildung, Repetition und Neukombination gute Noten zu schreiben, dem Menschen überlegen. Die Folge wird eine soziale und finanzielle Aufwertung praktischer Erfahrung sein.


Seit 40 Jahren setzt sich Kalpas für Bildung, medizinische Versorgung und landwirtschaftliche Projekte für die Ärmsten in Indien ein. Ziel ist eine nachhaltige Unterstützung und selbsttragende Organisationen. 





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