Die Entwicklung der Beratung in den letzten zehn Jahren

Ein Rückblick mit Fokus auf das Beratungsangebot beim Kaufmännischen Verband Bern

Text: Sabrina Meier, Leiterin Beruf & Beratung beim Kaufmännischen Verband Bern

In den letzten zehn Jahren hat sich die Beratungsbranche besonders durch die fortschreitende Digitalisierung tiefgreifend verändert. Digitale Kommunikationsmöglichkeiten und innovative Technologien haben die Art und Weise, wie Beratung erbracht wird, revolutioniert. Die Digitalisierung bietet umfassende Unterstützung in verschiedenen Bereichen, insbesondere im Arbeitsrecht, Sozialversicherungsrecht und in der Karriereberatung.

Im Schweizer Kontext spielt die Beratung eine zentrale Rolle, um Unternehmen und ihre Mitarbeitenden durch die komplexen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu navigieren und auf die dynamischen Entwicklungen des Arbeitsmarktes zu reagieren. Digitale Lösungen ermöglichen eine effizientere, flexiblere und ortsunabhängige Betreuung, die sowohl den Beratungspersonen als auch den Klienten und Klientinnen zugutekommt.

Der Kaufmännische Verband Bern hat sich als einer der führenden Berufs- und Arbeitnehmerverbände des Kantons Bern positioniert, und bietet seinen Mitgliedern erstklassige Beratungsdienste an. Diese konzentrieren sich auf arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Themen, Lohnberatungen, psychologische Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz sowie auf die Karriereentwicklung. Der Mensch, als wertvollste Ressource eines jeden Unternehmens, steht dabei stets im Mittelpunkt. Und genau hier setzt der Verband mit seiner Beratung an. Darüber hinaus beschäftigt der Kaufmännische Verband Bern qualifizierte Beratungspersonen, die mit ihrer fachlichen Expertise die Mitglieder bei komplexen Fragen unterstützen.

Veränderungen der Kundenanforderungen

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Erwartungen, insbesondere der Kunden an Beratungsleistungen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung erheblich gewandelt. Es ist inzwischen gang und gäbe, dass Kunden zu Beratungsgesprächen erscheinen, nachdem sie bereits eigenständig verschiedene Szenarien mithilfe von Google-Recherchen oder KI-gestützten Tools geprüft haben. Dank kostenloser KI-Chatbots können Kunden heute innerhalb weniger Sekunden einfache Fragen beantworten. Darüber hinaus stehen KI-gestützte Tools zur Verfügung, die beispielsweise im Rahmen einer rechtlichen Abklärung gezielte Fragen stellen und basierend auf den eingegebenen Informationen Empfehlungen abgeben.

Allerdings bleibt die Frage aller Fragen offen, inwieweit diese KI-basierten Rechtsempfehlungen tatsächlich korrekt sind – denn letztendlich kann nur eine fachkundige Person die Qualität und Richtigkeit einer solchen Empfehlung abschliessend beurteilen.

In der arbeitsrechtlichen Beratung kann künstliche Intelligenz (KI) als unterstützendes Werkzeug eingesetzt werden, das Routinefragen bearbeitet und Beratern ermöglicht, sich auf anspruchsvollere Aufgaben zu konzentrieren. KI bietet wertvolle Unterstützung bei der Datenanalyse, kann jedoch menschliches Urteilsvermögen, Empathie und kreative Problemlösungen nicht ersetzen. Laut verschiedenen Studien wird der menschliche Aspekt in der Beratung weiterhin als unverzichtbar angesehen, insbesondere bei komplexen rechtlichen Fragestellungen.

Anpassungen in der Beratungsbranche

Die Beratungsbranche hat sich auch in den Bereichen Kundenakquise und -gesprächsführung deutlich weiterentwickelt, insbesondere durch die Einführung hybrider Geschäftsmodelle, die traditionelle Vor-Ort-Beratung mit digitalen Angeboten kombinieren. Ein Beispiel hierfür ist das Anbieten von Lohnberatungsleistungen über digitale Kanäle wie Newsletter oder Social-Media-Posts, bei denen Interessenten unkompliziert eine Empfehlung «downloaden» oder eine Erstberatung in Anspruch nehmen können. Diese Form der Ansprache ermöglicht eine deutlich grössere Reichweite und gleichzeitig die flexible Anpassung an individuelle Kundenbedürfnisse.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal der letzten Dekade ist der verstärkte Einsatz interdisziplinärer Teams. Fachleute aus verschiedenen Bereichen, wie Recht, Karriereberatung und betriebliches Gesundheitsmanagement, arbeiten zusammen, um komplexe Fragestellungen umfassend und effizient zu lösen. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es, massgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die über den eigenen Schreibtisch hinausreichen und den teils komplexen Bedürfnissen der Kunden bestmöglich gerecht werden.

Technologische Innovationen

Technologische Innovationen wie Big Data, KI und maschinelles Lernen haben die Beratungslandschaft stark verändert. Der Kaufmännische Verband Bern hat sich mit einem jungen Start-up aus ehemaligen ETH-Absolventen zusammengeschlossen, um ein KI-gestütztes Rechtsberatungstool zu testen. Dieses Tool optimiert die juristische Recherche und Analyse und sorgt für eine effizientere Arbeitsweise im Rechtsdienst. Trotz dieser Modernisierung bleibt die Integration von KI-basierten Werkzeugen in bereits etablierte und erfolgreiche Beratungsprozesse eine der grössten Herausforderungen. Es ist essenziell, die Mitarbeitenden auf diesem Weg zu begleiten, ihnen die Vor- und Nachteile der KI-Systeme nahezubringen und ihnen zu zeigen, wie diese ihren Arbeitsalltag erleichtern können. Zudem ermöglichen technologische Lösungen wie Cloud-Technologien, Kollaborationstools und digitale Kommunikationsplattformen eine flexible und ortsunabhängige Interaktion zwischen Beratungspersonen und deren Kund:innen.

Fazit

Die Beratungsbranche hat in den letzten zehn Jahren eine bemerkenswerte Transformation erlebt. Digitalisierung, technologische Innovationen und veränderte Kundenanforderungen haben das Gesicht der Branche nachhaltig geprägt. Für den Kaufmännischen Verband Bern bedeutet dies, dass auch in Zukunft ein hoher Grad an Flexibilität und Innovationskraft erforderlich sein wird, um den wachsenden Erwartungen gerecht zu werden. Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt der Mensch im Zentrum jeder Beratungsleistung – als wertvollste Ressource für Arbeitgebende und als Fokus der täglichen Arbeit.

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