Text: Martin Ryter Senior HR Business Partner CSD Ingenieure AG
Beinahe unbemerkt von uns und im Schatten aktueller Krisen und Kriege greift eine stille Revolution um sich: Wir werden immer älter und bleiben leistungsfähiger als früher. Das Autorenteam Lynda Gratton und Andrew Scott hat dies bereits 2016 im Bestseller «The 100-Year Life» vorweggenommen. Die damals beschriebenen Mechanismen und neuen Normen treten nun aus einer anfänglichen Utopie heraus und nehmen immer mehr Gestalt an. Wenn ich im HR-Alltag Mitarbeitende berate, welche bald in Pension gehen werden, spüre ich diese Tendenzen ebenso.
Insbesondere im Dienstleistungs- und Wissensarbeitssektor treffen wir auf immer mehr interessierte und «fittere» Mitarbeitende, die auch nach dem ordentlichen Pensionierungsalter etwas bewegen wollen. Die gewünschten Beschäftigungsgrade und Anstellungsdauern steigen seit den letzten Jahren merklich an. Klar ist dies auch sehr berufs- und branchenabhängig. Die beschriebene Tendenz ist aber da und gekommen, um zu bleiben. Gemäss Gratton und Scott sind die drei klassischen Lebensphasen (Ausbildung, Erwerbsleben, Pension) überholt und werden durch eine sehr viel längere Lebensspanne des Erwerbslebens dominiert werden. Dieser Wechsel kann und wird stattfinden müssen dies aus medizinischen, monetären und demografischen Gründen, insbesondere aber auch um einer möglichen Überlastung der Sozialversicherungen vorzugreifen. Wir werden künftig die Möglichkeit haben, noch älter zu werden und dies auf qualitativ hohem gesundheitlichem Niveau. Jedoch immer mit der Prämisse, unsere Endlichkeit nicht zu verleugnen.
Dieser Gewinn an Lebensdauer und Lebensqualität will allerdings finanziert sein, wobei dieser Beitrag zwingend aus der Erwerbslebensphase stammen wird. Interessant ist dabei, dass der Begriff «Erwerbsleben» künftig breiter gefasst werden muss: Es passiert eine Verlagerung weg von der reinen «Brot-Erwerbsarbeit» in Richtung paralleler (Arbeits-)Projekte, Care-Einsätze, Freiwilligenarbeit und weiterer Formen von Arbeit. Es ist möglich, dass in diesem Zusammenhang das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens neu andiskutiert werden wird.
Dieser Gewinn an Lebensdauer und Lebensqualität will allerdings finanziert sein, wobei dieser Beitrag zwingend aus der Erwerbslebensphase stammen wird. Interessant ist dabei, dass der Begriff «Erwerbsleben» künftig breiter gefasst werden muss: Es passiert eine Verlagerung weg von der reinen «Brot-Erwerbsarbeit» in Richtung paralleler (Arbeits-)Projekte, Care-Einsätze, Freiwilligenarbeit und weiterer Formen von Arbeit. Es ist möglich, dass in diesem Zusammenhang das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens neu andiskutiert werden wird.
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